Seit kurzem ist im HAUSTIERPARK Lelkendorf eine neue , uralte Schweinerasse eingezogen und zu bestaunen. Es ist das sogenannte KUNE KUNE SCHWEIN aus Neuseeland.
Über einen Züchterkollegen aus der Netzwerk-Gesellschaft „GENUVI e.V.“ (Gesellschaft für Internationale Nutztierrassen-Vielfalt in Deutschland e.V.), die sich die Vermittlung ausländischer, seltener und gefährdeter Nutztierrassen in Deutschland als internationale Genreserve zur Aufgabe gemacht hat, hat der Haustierpark Lelkendorf nun erstmals ein Zuchtpaar dieser sehr seltenen Schweinerasse erhalten.
Die noch namen-losen , pummeligen und 70-100 kg schweren Schweine sind sehr zutraulich, völlig entspannt und freundlich im Umgang, was sicherlich auch Folge der historisch-traditionellen Haltungsform und engen Tier-Mensch-Beziehung in den Urwalddörfern der neuseeländischen Urbevölkerung, der Maoris, war .
Auffälligstes Merkmal dieser Schweine ist die Tatsache, dass etwa ein Drittel bis 50 % der Kune-Kune-Population sogenannte „Glöckchen“, also 2 Hals-Bommeln unter dem Kinn trägt ( in Neuseeland „Piri-Piri genannt), was so viel wie fett und rund bedeutet). Ähnlich wie die in Lelkendorf gehaltenen und extrem gefährdeten Dänischen Glöckchenschweine (Sortbroget Svin) zeigen auffällig viele mittelalterliche Schweinerassen oder Rassenschläge, die heute noch vorkommen, derartige Hautausstülpungen unter dem Kinn, was darauf schließen lässt, dass diese Bommeln früher vielleicht einmal eine territoriale Markierungsdrüsen-Funktion im Revierkampf der Schweine gehabt haben.
Die stark gestauchte Schnauze ist offensichtlich Folge der langen Domestikationszeit vom asiatischen Vertreter des Wildschweins zum Haustier - ähnlich wie man es beim ebenfalls in Lelkendorf zu bestaunenden ältesten Hausschwein, dem Chinesischen Maskenschwein (Meishan) sehen kann.
Fett und rund zu sein war nie etwas Negatives, wie heutige Betrachter solcher Tiere es vielleicht sehen könnten. Ganz im Gegenteil: Wer es sich leisten konnte, viele Schweine zu besitzen (Zitat : „Viel Schwein“) und diese sehr fett waren, der hatte Glück (Zitat : „Glücksschwein“) , weil er damit in Notzeiten die Familie und auch viele Kinder satt machen konnte.
Ende der 70èr Jahre waren Kune Kune Schweine in Neuseeland fast ausgestorben. Wenige Tierliebhaber begannen damals eine Erhaltungszucht dieser neuseeländischen Rasse vor Ort.
1978 wurden nur noch 6 reinrassige Sauen und 3 Eber gefunden. 1992 gelangte eine erste Zuchtgruppe, 1993 noch einmal 2 neue Blutlinien und 1996 noch weitere Linien nach England. Von dort verbreiteten sich die Kune Kune – Bestände auf das Europäische Festland, so vor allem nach Holland und auch einige nach Deutschland. Weltweit schätzt man den Bestand dieser interessanten Schweine auf ca. 900 Tiere, in Deutschland gibt es allerdings nur wenige Züchter für dieses mittelalterliche Schwein.
Besuchen Sie doch bei Ihrem Spaziergang im Haustierpark Lelkendorf einmal diese interessanten neuen, uralten Hausschweine.
Dr. Jürgen Güntherschulze
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